Badische Zeitung, 9.4.2003

Gäste, die ein Haus mit Musik erfüllen

Familie in Frick beherbergt das Manila Vocal Ensemble von den Philippinen bereits das siebte Mal

BAD SÄCKINGEN/FRICK (gbs). Einige tausend Kilometer sind die Philippinen entfernt, ein fremdes, am Hochrhein weitgehend unbekanntes Land. Wer aber am Sonntagabend in die Heilig-Kreuz-Kirche nach Bad Säckingen kommt, erlebt eine nachhaltig eindrucksvolle musikalische "Beschreibung" philippinischer Lebensart: Das Konzert des "Manila Vocal Ensemble" vermittelt mit charakteristischen Klängen eine Ahnung philippinischer Kultur.

Seit Ende März und noch bis Mitte Mai sind die sechs Sängerinnen und vier Sänger auf Tournee im Dreiländereck. Eine vorübergehende Heimat hat die Gruppe im nahen Frick gefunden, und das nicht zum ersten Mal. "Sie sind jetzt zum siebten Mal bei uns", erzählt Margreth Bosshard begeistert von ihren unkomplizierten Mitbewohnern. Das große, restaurierte Haus vermittelt auf Anhieb eine offene Atmosphäre. Sechs Wochen lang sind dort zehn Philippinos zu Gast: Hinter einer solchen Gastfreundschaft müssen eine außergewöhnliche Motivation und eine außergewöhnliche Frau stecken.

Für Margreth Bosshard ist die während jetzt zwölf Jahren gewachsene Freundschaft zum Manila Vocal Ensemble die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches und der jährliche Besuch "eine große Bereicherung für die ganze Familie". Die Flugbegleiterin bezeichnet sich als Globetrotterin und hat sich vorgenommen, anderen Menschen den "Blick über die Schweizer Berge" und in andere Kulturen zu vermitteln. Deshalb organisiert die fröhliche Schweizerin seit 1990 die Tourneen des Manila Ensembles, "fast ohne Geld", mit gleichgesinnten Freunden. Acht Frauen aus Frick und Umgebung gehören zum "harten Kern". Sie fahren die Gäste zu den Auftritten, aber auch zum Sightseeing. So ergeben sich neue Kontakte, wie in der Kathedrale im elsässischen Mulhouse, wo die Sängerschar vor Begeisterung zu singen begann und sich daraus ein Konzert-Termin ergab. "Die sind ja so was von unkompliziert", beantwortet die Gastgeberin die Frage nach dem hauswirtschaftlichen Aspekt. Sie kochen selbst, räumen immer wieder auf und sind rundum flexibel, "nicht so organisiert wie die Deutschen und die Schweizer". Und die im großen Haus angebotenen Einzelzimmer wurden abgelehnt, die sechs Mädchen bestanden darauf, in einem einzigen Zimmer zu wohnen. Ihre Musik erfüllt das Haus von früh bis spät: "Sie bringen so viel positive Energie zu uns" freut sich Margreth Bosshard, die sich von ihrem Mann und den beiden Kindern unterstützt weiß.

Dass für die Künstler nur ein Minimum an Kosten bleibt, ist nicht nur im Schweizer Frick, sondern auch an anderen Auftrittsorten in Deutschland immer wieder Gastfamilien zu danken. Thomas Cabantac, der Gründer und Chorleiter des Ensembles, kommt seit 20 Jahren nach Deutschland, wo er auch einen Teil seines Musik-Studiums absolvierte. Er knüpfte erste Kontakte zu Kirchengemeinden, denn die Gruppe gibt nicht nur Konzerte, sie singt vorwiegend Messen. Auch an Werktagen sind sie unterwegs, um in Altenheimen, Kinderheimen und Krankenhäusern ihre Lieder zu singen. Etwa die Hälfte der Gruppe sind ausgebildete Musiklehrer, andere studieren noch oder kommen aus anderen Berufen. Das Repertoire des Chores beinhaltet klassische philippinische Musik ebenso wie Volkslieder und Liebeslieder, dazu Negro Spirituals und Gospel Songs. Und vom Verhalten des Publikums zeigt sich Thomas Cabantac restlos begeistert: Hier weiß man doch, was ein Konzert ist. Die Leute kommen, um zuzuhören und klatschen im richtigen Moment. Bei ihm zu Hause, klagt der Chorleiter, kommen die Leute, um sich selbst zu hören: Sie singen einfach mit.  

Auftritte in der Region: Bad Säckingen, Heilig Kreuz-Kirche, Palmsonntag, 13. April, 19.30 Uhr (Konzert). Luttingen, Ostersonntag, 20. April, Kirche St. Martin, 10.30 Uhr (Heilige Messe). Rickenbach, Sonntag, 4.Mai, Katholische Kirche St. Gordian und Epimach, 10 Uhr (Heilige Messe).