Fricktaler Bote 8. April 2003

Frick/Kaisten: Interpretationen und Stil des «Manila Vocal Ensembles» berühren Herz und Intellekt

«Bei uns ist der philippinische Frühling eingekehrt»

(hsk) Bereits zum siebten Mal ist das «Manila Vocal Ensemble» bei der Fa­milie Bosshard in Frick für rund sechs Wochen zu Gast. Die sechs Frauen und die vier Männer aus den Philippinen haben ein voll bepacktes Konzertprogramm für ihren sechswöchigen Aufenthalt in der Schweiz eingeplant. Gleich wo das Ensemble auftritt, das Publikum wird von der ganz eigenen, speziellen Faszination der perfekten Gesänge und Tänze stets aufs Neue gefangen genommen. Diese Faszination erklärt auch die grosse Hilfsbereitschaft der Men­schen, die den Musikern Gastfreund­schaft gewähren, ihre Konzerte orga­nisieren und auch für die privaten Fahrtransporte im In- wie auch Aus­land besorgt sind.

«Bei uns ist ein weiteres Mal der philippinische Frühling eingekehrt», lacht Margreth Bosshard. Ein Zufall wollte es, dass sie das Manila Vocal Ensemble (MVE) vor einigen Jahren kennen und schätzen gelernt hatte. Begeistert von dem grossen gesanglichen Können der jungen philippini­schen Leute unter ihrem Chorleiter Thomas Cabantac, engagierte sie sich zunehmend für den Chor. Mittlerwei­le darf das MVE auf ihrer jährlichen Europatournee bereits zum siebten Male auf die grosszügige Gastfreund­schaft der Familie Bosshard zählen. Das grosse Haus an der Hauptstrasse in Frick wird in dem sechswöchigen Aufenthalt des Chors, so Margreth Bosshard, zum «Bienenhaus». Von hier aus «schwärmen» die Philippi­nos zu ihren Auftritten im In- und Ausland. Wenn sich so viele Men­schen ein Dach über dem Kopf teilen, gehört natürlich auch ein organisier­ter Tagesplan dazu. «Jeden Morgen sprechen sich die Frauen und Männer ab, wer welche Aufgaben zu erfüllen hat. Dazu gehören unter anderem Kochen, Waschen und Aufräumen», führt die Gastgeberin hierzu aus. Neben ihren häuslichen Aufgaben ist auch das tägliche gesangliche und tänzerische Üben der künstlerischen Truppe ein Muss. Das Ensemble setzt für sich einen sehr hohen Massstab an, und nur wenn alles bis ins letzte Detail stimmt, sind die Künstler zu­frieden. Dieser Anspruch auf Perfek­tionismus lässt auf Verbissenheit und Stress hinmuten. Dass dem nicht so ist und die Mitglieder des Ensembles allem mit einem Lächeln und voll­kommen unverkrampft begegnen, kann Margreth Bosshard aus jahre­langer Erfahrung bestätigen. «Die sonnige, fröhliche und respektvolle Art der Ensemble-Mitglieder ist stets aufs Neue eine grosse Bereicherung für uns.»

Auf Sponsoring angewiesen

Zuhause auf den Philippinen gehen die Mitglieder des Manila Vocal En­sembles in ihrem normalen Alltag ei­nem Beruf nach. Nach einem langen Arbeitstag treffen sie sich bei dem Chorleiter Thomas Cabantac, um hier zuerst im Einzelunterricht mit der Stimmbildung, später dann im Chor das Konzertprogramm einzustudie­ren. Die harte Vorarbeit gibt Chorlei­ter Cabantac einen Eindruck davon, ob ein Mitglied dem geplanten, stren­gen Tourneestress gewachsen ist. Für viele der Frauen und Männer ist der kommende Auslandaufenthalt die erste Trennung von ihren Familien und der gewohnten Umgebung. Gleichzeitig mit dem Wissen, bei ihren Auftritten dem Publikum ein Stück eigener Kultur zu vermitteln, ist es auch für die Chormitglieder eine fast einmalige Chance, etwas von unserer Lebensweise zu erfahren.

Das philippinische Ensemble wird von keiner Organisation unterstützt. Die Kosten für die Reisen ins Ausland konnten sie lange nur durch das Aufnehmen von hoch zu verzinsenden Geldern begleichen, welche sie mit dem Erlös ihrer Auftritte abbezahlten. Die Musikerinnen und Musiker sind deshalb auf Sponsoring angewiesen. Die Türkollekte bei ihren Auftritten kommt vollumfänglich dem Manila Vocal Ensemble zugute. Nur dank privater Unterstützung, sei dies durch Gastfreundschaft, Fahrdienste und die Organisation der Konzerte, ist es dem Chor überhaupt möglich, seine Europatournee anzutreten. Margreth Bosshard, die für die Koordination aller  Auftritte zeichnet, ist froh um Mund-zu-Mund-Werbung. Das Ensemble nimmt gerne Angebote für Auftritte wahr, sei dies für ein Konzert oder Auftritte in Kirchen, Alters-, Kinder- und Behindertenheimen.


Das Manila Vocal Ensemble präsentiert neben einem
abwechslungsreichen Repertoire mit originalen traditionellen
Kostümen and Instrumenten auch philippinische Volkstänze.

 

Das Manila Vocal Ensemble

(hsk) Im Jahre 1982 wurde das MVE von Thomas Cabantac gegründet. Dem Chor gehören jeweils zehn bis zwölf Studenten und ausgebildete Musiker und Sänger an. Das Repertoire des Chores gleicht einem faszinierenden bunten Fächer. Nebst klassischer Musik werden Negro-Spirituals, Gospel-Songs wie auch philippinische Liebes- und Volkslieder geboten. Eine zusätzliche Bereicherung hat das MVE 1991 er­halten. Die jungen Künstlerinnen und Künstler präsentieren mit originalen traditionellen Kostümen und Instrumenten nun auch philippinische Volkstänze. Zwei Welt- und 19 Europakon­zerttourneen hat der Chor bereits hinter sich. Und stets berührte das kleine Ensemble sein Publikum auf besondere Weise. Die einfühlende Art des Auftretens wird allgemein als Bereicherung empfunden.

Eine deutliche Einigkeit spricht aus den vielen geschriebenen Zeitungsberichten: «Man kann eine vokale Textur des fantasti­schen und formidablen kleinen Chores hören, welche durch grössere Chöre nicht zu ersetzen wäre. Ihre Interpretationen und ihr Stil berühren nicht nur das Herz, sondern auch den Intel­lekt.»

Dem Chor gehören zurzeit an: Thomas V. Cabantac (Chorleiter), Lorraine Gay Ampodia, El­vie Hermano, Richard Martinez, Jessa Binamira, Maria Shella  Linsey, Gino Francisco dela Pena, Marites Raymundo, Alpha May Ullo und Vincent Valiente.